06.06.2024 / Agenda Innere Stadt

Nachlese fast runder Tisch #6 - Älter werden in der Inneren Stadt

Gelassenheit und Erfahrung

 

Diese beiden positiven Antworten kamen auf die Frage, was denn am Älterwerden schön ist.

 

„Ich bin froh, dass ich nicht mehr jung sein muss“ – auch diese Erfahrung wurde geteilt. Das Älterwerden ist schön, man hat einfach mehr Überblick im Leben, nimmt nicht alles so ernst und kann auf einen großartigen Erfahrungsschatz zurückgreifen.

 

Mit diesem schönen Einstieg sind wir beim fast runden Tisch in die Diskussion rund um das Älterwerden gestartet. Wir haben mit interessierten Bewohner:innen, der Bezirkspolitik und Expert:innen das Thema „Älterwerden in der Inneren Stadt: Wie muss sich der öffentliche Raum (mit-)verändern?“ beleuchtet.

 

Nicht sichtbare Barrieren

 

Nicht alles ist schön beim Älterwerden in der Stadt. Susu Dobner von queraum befasst sich in der Forschung und in Projekten mit Senior:innen, unter anderem mit den Barrieren, die Menschen im öffentlichen Raum vorfinden. Sie gibt zu bedenken, dass es nicht nur die offensichtlichen Barrieren gibt, die das Mobil sein in der Stadt erschweren. Dies sind beispielsweise Stufen, Stiegenanlagen, Steigungen, schmale Gehsteige oder unebene Oberflächen.

 

Auch viele unsichtbare Barrieren verhindern, dass Menschen unterwegs sein können. Dies sind zB fehlende (schattige) Sitzgelegenheiten – mobilitätseingeschränkte Personen sind auf regelmäßige Rastplätze angewiesen. Öffentliche WC-Anlagen die gut zugänglich sind oder auch barrierefreie WC-Anlagen sind ebenso ein wichtiger Punkt, weshalb vor allem ältere Personen in der Stadt unterwegs sind, oder eben nicht.

 

Hierzu nannte Susu Dobner ein schönes Beispiel aus Deutschland: die nette Toilette. Gastronomiebetriebe machen mit einem Aufkleber aufmerksam, dass ihr WC auch dann genutzt werden darf, wenn nichts konsumiert wird. Die Stadt zahlt dem Gastronomiebetrieb Reinigungskosten für die Zurverfügungstellung des WC´s.

 

Karin Freissmuth von den Mobilitäts-Scouts berichtet von ihren Ergebnissen bei Begehungen in der Stadt. Es gibt immer wieder Haltestellen an denen keine oder nicht ausreichend Bänke vorhanden sind. Auch der Einstieg in die öffentlichen Verkehrsmittel ist immer wieder eine Hürde für ältere Personen. Sie wünscht sich mehr Kooperation mit Geschäftsleute um zB Sessel neben der Kasse oder mobile Bänke am Gehsteig zu ermöglichen.

 

Es geht nur miteinander

 

Stefan Schönfelder von der Stabstelle für Barrierefreiheit im BMK (Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation & Technologie) weist darauf hin, wie wichtig es ist, schrittweise kontinuierlich Verbesserungen zu erwirken. Das Bundes-Behindertengleichstellungs-Gesetz (2006) thematisiert u.a. auch die gleichberechtigte Teilhabe von mobilitätseingeschränkten Menschen. Hier ist noch sehr viel „Luft nach oben“ im öffentlichen Raum sowie bei den Zugängen zu Geschäften und Lokalen. Schönfelder betont wie wichtig es ist, Betroffene einzubinden und vor allem kontinuierlich an Verbesserungen zu arbeiten.

 

Initiiert von Bezirkspolitiker:innen wurden in der Inneren Stadt in den vergangenen Jahren Begehungen und „Berollungen“ mit Betroffenen gemacht. Auch wenn die Verbesserungen nur sehr langsam vorangehen, ist es wichtig dranzubleiben und Bewusstsein zu schaffen. In der denkmalgeschützten Inneren Stadt ist es nicht immer leicht Umsetzungen zu schaffen, aber beispielsweise ein gut berollbarer Streifen über einen gepflasterten Platz hilft bereits vielen Menschen.

 

Viele unterschiedliche Bedürfnisse

 

Die Bezirkspolitik berichtet aus ihren Erfahrungen mit den unterschiedlichen Herausforderungen. Glatte Oberflächen für mobilitätseingeschränkte Personen versus klar erkennbare Kanten für sehbeeinträchtige Menschen und das alles in sehr beengten Verhältnissen obendrauf mit dem Thema Denkmalschutz.

 

Nicht zuletzt müssen Umbauten auch finanzierbar sein. Explizite Förderungen für Maßnahmen in diesem Bereich gibt es derzeit keine, lediglich über die laufende Förderschiene des „Masterplan Gehen“ können sich Bezirke derzeit finanzielle Unterstützung holen.

 

Bezirk der kurzen Wege

 

Auch wenn eine möglichst barrierearme Innere Stadt als das „Bohren dicker Bretter“ bezeichnet werden kann, hat der 1. Bezirk viele Qualitäten – gerade für ältere Personen. Die Innere Stadt ist jedenfalls ein Bezirk der kurzen Wege. Die Infrastruktur ist kompakt und alles ist zu Fuß gut erreichbar. Dies ist ein absoluter Bonus, den es für ältere Menschen leichter macht hier zu leben. Als Zukunftsvision sehen jedenfalls die Anwesenden eine bewohnte Innere Stadt, mit angenehmen breiten Gehwegen, schattigen Sitzplätzen und ausreichend Platz für die Bewohner:innen.

 

Wollen auch Sie sich einsetzen für eine bewohnte Innere Stadt, dann melden Sie sich bei uns unter info@agendainnerestadt.at