23.07.2021 / Agenda Innere Stadt

Agendatalk rund um den Bauernmarkt – Teil 1

Ende Juni fand eine Diskussionsrunde zum Thema Verkehrsberuhigung und Straßenraumgestaltung mit dem Fokus „Bauernmarkt“ statt.

Folgende Expert*innen lieferten Input und bereicherten die anschließende Diskussion mit den Anwesenden Anrainer*innen und der Bezirkspolitik.

Andreas Dillinger (Leiter der Abteilung Verkehrspolitik, Wirtschaftskammer), Olivia Kantner (Verkehrsplanerin im Büro komobile w7), Wolfgang Steiner (Vertreter der MA 46, Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten), Erwin Buzi (Vertreter der MA 28, Straßenverwaltung und Straßenbau)

 

Olivia Kantner hat den Anwesenden einen Überblick über die Möglichkeiten der Verkehrsberuhigung und Straßengestaltung gegeben. Im 1. Bezirk wurden ja in den vergangenen Jahren bereits einige Projekte der Verkehrsberuhigung umgesetzt, wie die Begegnungszonen Herrengasse und Rotenturmstraße inkl. Griechengasse, oder auch kleinere Begegnungszonen wie die Fürichgasse oder Maysedergasse.

 

Eine Begegnungszone ist für die anwesenden Bewohner*innen derzeit das Instrument, das sie sich für den Bauernmarkt am besten vorstellen können: niveaugleiche Ausgestaltung, reduzierte Anzahl an Parkplätzen, Begrünung und konsumfreie, schattige Sitzgelegenheiten. Derzeit bleibt es jedoch bei diesem Wunsch – konkrete Pläne gibt es seitens der Bezirkspolitik dazu keine.

 

Weniger ist mehr

 

Thema in unserer Diskussion waren vor allem die vielen Pkw in der Inneren Stadt. Für die Umsetzung des Verkehrskonzeptes der Inneren Stadt wird eine Zufahrtsbeschränkung kommen – in welcher Form diese sein wird, ist derzeit in Ausarbeitung. Viele Bewohner*innen des 1. Bezirkes erwarten diese Zufahrtsbeschränkung mit Ungeduld und Vorfreude, auch wenn es noch sicherlich 2 Jahre dauern wird, bis diese tatsächlich in Betrieb geht.

 

Wie der Straßenraum nach der Umsetzung der Zufahrtsbeschränkung sich verändern wird, ist in der Diskussion offen geblieben. Es gibt für die Stadt Wien den STEP (Stadtentwicklungsplan) – runtergebrochen auf die Innere Stadt, gibt es bisher keinen Entwicklungsplan dieser Art. Möglicherweise bringt hier das Verkehrskonzept in seiner Fertigstellung noch wichtigen Input. Die Bewohner*innen gaben jedenfalls ganz klar zu verstehen, dass sie sich mehr Gestaltung des Straßenraumes wünschen.

 

Fest steht jedenfalls, dass Umgestaltung hohen Nutzen bringt, sei dies in der verbesserten Aufenthaltsqualität oder in der Bekämpfung der Hitzeinseln. Natürlich ist sie auch mit hohen Kosten verbunden.

 

Wer soll das bezahlen?

 

Über die Kosten von Maßnahmen der Straßengestaltung wurde natürlich ebenso diskutiert. Wie diese Kosten zustande kommen klärten die Vertreter der Stadt Wien auf. Die hohen Kosten sind einer der Gründe, weshalb die Umsetzungen von Gestaltungsprojekten immer länger dauern, als sich dies die Bewohner*innen wünschen. Die Umgestaltung der Postgasse und die Gestaltung der Schwarzenbergstraße sind derzeit prioritäre Projekte der Bezirkspolitik. Andere Projekte rücken damit unweigerlich nach hinten.

 

Die Idee temporäre Gestaltungen umzusetzen, um unterschiedliche Maßnahmen zu testen, fand bei den Expert*innen der Stadt Wien keinen großen Anklang. Temporäre Maßnahmen, wie sie international zu finden sind, sind in Wien aufgrund der derzeitigen Haftungsfrage (Magistratsbedienstete haften auch privat) sehr schwer umzusetzen.

 

Nachbarschaft treffen

 

Eine temporäre Maßnahme ist aber dennoch am Bauernmarkt geplant. Vor das Haus Nr. 8 wird bis Mitte August ein Parklet aufgebaut. Dieses bietet Sitzflächen, Begrünung und Aufenthaltsraum ganz ohne Konsumzwang. Es ist ein Anfang und es wäre schön, wenn es ein Anfang von weiteren Folgeprojekten wird.

 

In der Gasse stehen viele Pkw und zwängen sich täglich viele weitere durch. Die Diskussion drehte sich immer wieder um das Parken der Pkw, aber auch um die Lieferungen und damit unweigerlich verbunden auch um die Aufteilung des öffentlichen Raumes.

 

Stadt neu denken

 

Andreas Dillinger berichtete, wie der Online Handel in den vergangenen Monaten die Lieferungen nochmal zusätzlich erhöht hat und er hat festgehalten, dass die Gestaltung des Aufenthaltsraumes im 1. Bezirk einen wichtigen Stellenwert für das Einkaufserlebnis hat. Einkaufszentren am Stadtrand inszenieren das Einkaufen. Damit die Innere Stadt dieser Konkurrenz standhält, muss seiner Meinung nach auch die Inszenierung des Straßenraumes im 1. Bezirk entsprechend mitziehen. Nur so können vor allem die kleinen Geschäfte in der Inneren Stadt auch konkurrenzfähig bleiben.

 

Ideen gibt es ausreichend

 

Um die Gasse Bauernmarkt attraktiver zu gestalten gibt es bereits länger nicht nur die Idee einer Begegnungszone, sondern auch ganz stark der Wunsch nach Begrünung und Beschattung. Sollten keine Straßenbäume möglich sein, so können auch Rankpflanzen entlang der Gebäude oder über die Gasse gespannte Begrünungen Abkühlung bringen.

 

Auch die Idee von Sonnensegel oder ähnlichen künstlerischen Elementen wurden mit den anwesenden Expert*innen besprochen. Dies war dann am Ende des Abends die perfekte Überleitung zur kommenden Diskussionsrunde über Begrünung in der Straße, am Gehsteig und am Haus.

 

Es bleibt spannend. Klar war jedenfalls, dass es wichtig ist, sich als Bewohner*in in die Stadtgestaltung einzubringen.