Vom Garten zum Kältepol bis zum Petersplatz
Wie kamen die tonnenschweren Teile zu den schwimmenden Gärten, die gar nicht schwimmen? Wer schwimmt im Kanal? Was verbirgt sich tief unter der Zelinkagasse? Wer konnte in der Börsegasse seit über 140 Jahren standhaft bleiben?
Anfang Oktober führte uns Marko von den Austria Guides for Future vom Donaukanal bis zur Peterskirche. Los ging es bei den schwimmenden Gärten – also im 2.(!) Bezirk. Spannend war zu hören, dass hier vor der Donauregulierung (1875 abgeschlossen) Schiffe anlegten und ihre Waren ausluden – also gelöscht wurden. Nach der Regulierung war dies unter anderem aufgrund der zu hohen Fließgeschwindigkeit des Wassers im Kanal nicht mehr möglich. Die tonnenschweren Betonteile für den Bau der schwimmenden Gärten (2020-2021) mussten trotzdem mit dem Schiff angeliefert werden.
Was schwimmt denn da?
Heute tummeln sich rund 50 verschiedene Fischarten und hin und wieder auch Schwimmer:innen vom im Donaukanal.
Auch wenn die 1.500m² große Gartenterrasse nicht schwimmt, ist es ein kühler Ort im Sommer, der auch an diesem (zu) warmen Oktober-Abend gut genutzt wurde. Einige Ulmen wurzeln über dem Wasser, Staudenbeete und Gräser sorgen für Vielfalt und Verdunstung und die Terrasse aus Lerchenholz für eine angenehme Atmosphäre.
Cooler Ort
So richtig kühl wird es dann in der Zelinkagasse. Hier befindet sich im Untergrund eine der 21 Fernkältezentralen Wiens. Zwei davon befinden sich in der Renngasse und am Stubenring. Die Stadt verfolgt das Ziel den gesamten 1. Bezirk mit Fernkälte zu versorgen. Dies spart große Mengen an Energie und CO2.
In der Zelinkagasse konnten wir ebenso beobachten, wie die knapp 8m langen E-Busse der Inneren Stadt ihre Batterien an der Schnellladestation aufluden, um dann wieder rund 150km zurückzulegen. Wir gingen zu Fuß weiter bis zum Börsepark. Erfuhren, dass dort die Stadtmauer verlief und blickten ehrfürchtig zu der Platane, die dort seit 1879 wächst, eine Krone von rund 20m sowie eine Höhe von rund 30 m erreicht hat.
Heißer Ort
Die Freyung hat im Sommer mit Überhitzung zu kämpfen. Diesen Ort zu kühlen ist eine stadtgestalterische Herausforderung und ist derzeit kein Thema mit Aussicht auf Umsetzung. Schön ist zumindest die Architektur an diesem Platz. Überraschendes Detail: der Verfassungsgerichtshof, Freyung 8, ist eingemietet und nicht Hauseigentümer.
Die Stadt kann nicht in kürzester Zeit umgebaut werden. Um der Hitze zu entfliehen gibt es zum Glück auch andere Möglichkeiten. Beispielsweise haben wir erfahren, dass bereits 2017 mehrere Hochschulen Wiens gemeinsam eine ganze Reihe an Tipps zusammengestellt und in mehrere Sprachen übersetzen ließen, um so insbesondere älteren Menschen und Menschen mit Migrationsgeschichte, eine Hilfestellung zu geben.
Von GO zu Peter
Unsere beiden letzten Stationen brachten uns zuerst zu den übergroßen GO-Steinen die scheinbar schwebend am Abend vor dem Hochhaus Herrengasse – Wiens erstem Hochhaus – thronen. Dieser Bereich und die Herrengasse selbst waren die ersten Begegnungszone in der Inneren Stadt, die von den Anrainer:innen privat finanziert wurde. Wir schlenderten zwischen den Tourist:innen durch die Herrengasse, die Habsburgergasse entlang, wunderten uns wieso Pflanztröge den eh schon engen Gehsteig weiter einengen, querten den Tourist:innen-Strom am Graben und endeten unsere Tour am Petersplatz.
Auch hier ist die Straßenraumgestaltung recht neu mit Bäumen, Staudenbeeten, Sitzgelegenheiten und wurde mit finanzieller Beteiligung der Anrainer:innen umgesetzt.
Eine sehr spannende Stadtführung bei der wir Neues aus der Inneren Stadt kennenlernten - das wollen wir jedenfalls wiederholen!
Projekt
Zusammenleben im Ersten